Aumann Speedster
Nachdem ich bei einem Freund in seinem Golf 1 Cabrio mitgefahren war, war es um mich geschehen. Ich musste ein Cabrio haben. Aber in der Ausbildung ist man immer recht knapp bei Kasse und für einen Azubi finanzierbare Cabrios gab es Anfang der 90er nicht. Nach dem Desaster mit meinem ersten Kübel war ich ziemlich verzweifelt, als mein Vater meinte "Es gibt doch Bausätze mit denen man einen Käfer umbauen kann". Nach einigem recherchieren stellte ich fest, dass es einige Hersteller dieser Bausätze gab. Der meiner Meinung nach schönste, wurde damals von der Firma Aumann aus Rheine angeboten. Als ich dort anrief sagte Herr Peter Aumann mir, dass sie Produktion eigentlich eingestellt sei, ich aber noch einen bekommen könnte. Den die Blütezeit der Cabrioumbauten war 1992 eigentlich schon vorbei.
So erwarb ich für für 200 DM einen 72er Standart Käfer und für 2700 DM einen Bausatz inklusive Sonnenland Verdeck, Edelstahl Gestänge, und Grünverglasung. In den folgenden zwei Jahren baute ich meinen Speedster um.
Nachdem der Käfer komplett ausgeräumt wurde, werden zur Verstärkung längs der Warmluftkanäle Stahlträger angeschweißt. Dabei wird leider die Bodenplatte mit dem Häuschen fest verbunden, sodass ein abnehmen der Häuschens nicht mehr möglich ist. Dies kann man jedoch umgehen - dazu später mehr. In die Türecken werden ebenfalls Eckverstärkungen eingeschweißt.
Weitere Verstärkungen werden im Fußraum verschweißt. Der Hintere Teil der Karosserie erhält zwei Querträger. Einer unterhab der Rücksitzbank und einer im hinteren Gepäckablagefach. Nun ist die Karosserie derart versteift, dass das Dach abgeschnitten werden kann. Dies sollte man unbedingt zu zweit abheben. Es ist nicht nur sehr sperrig, sondern auch viel schwerer als man denkt.
In die Windschutzscheibenstummel wird nun ein vorgebogens Rohr eingeschoben und Verschweißt. Damit sind die Schweißarbeiten angeschlossen (sieht man von den verschlußdeckelchen der Türen ab). Nun wird der GFK-Windschutzscheibenrahmen aufgeklebt.
Nun kann auch hinten die große GFK Wanne angepasst und verklebt werden. Da die Wanne beim Aumann Speedster über die Kotflügel hinaussteht und nicht der Schraubkannte folgt, müssen zur anprobe die Kotflügel montiert sein. Die restlichen arbeiten unterscheiden sich nicht zu einer normalen Vorbereitung eines Autos zum lackieren.
Nach der Lackierung ging es an den Zusammenbau. Als hintere Lufteinlässe erhielt der Speedster eine aufgetrennte BMW-Niere vom E30. Die Haubenscharniere stammen vom Mini. Als Lenkrad diente ein Raid 1d Lenkrad in Cebrano Holz. Der weisse Tacho mit klassisch roter Nadel, wurde von Lautsprechergittern in Wurzelholzoptik eingerahmt.
Da auf Stoßstangen verzichtet wurde bot sich viel Platz um unter den vorderen Scheinwerfern Warzenblinker zu verbauen. Damit diese optisch schöner wirken, wurden sie mit Hupziergittern vom Porsche 356 eingefasst. Später wurden die hinteren Drehstäbe verdreht und eine höhenverstellbare Vorderachse verbaut. Der Speedster rollte dann im Sommer auf 5 1/2 Zoll breiten Felgen.
Da ich den Wagen ganzjährig fuhr, passierte es am 10. Dezember 1996, dass ich bei Schmuddelwetter auf einer Landstraße ins schleudern kam, ins Feld rutschte und mich mit dem Speedster überschlug. Nach dem ersten Schock und einer Bestandsaufnahme, sah alles gar nicht so schlimm aus. Ich entschied mich den Wagen wieder aufzubauen.
Diesmal wollte ich alles richtig machen und zunächst eine neue Bodengruppe. An diese Bodengruppe waren bereits Cabrioschweller angeschweißt, was die Stahlträger überflüssig macht. Ich Sandstrahlte die Plattform und schweißte je ein Deckelblech auf. Somit bleibt das Häuschen abnehmbar. Die Bodengruppe wurde anschließend schwarz lackiert.
Anschließend wurde das Getriebe mit Urethan Lagern und einem Sway-A-Way Stabilistor verbaut. Die Stoßdämpfer sind Gas-A-Just Gasdruckdämpfer von KYB. Um leichter an der Bodengruppe arbeiten zu können, wurde ein Holzgestell gefertigt.
Auch an der Karosserie wurde weitergearbeitet. Herr Aumann baute mir 1999 eine neue Heckwanne, die er extra noch einmal auflegte. Der Vorderwagen wurde auf eine lange Haube umgebaut. Außerdem sollten sämtliche Anfängerfehler, die damals beim ersten Aufbau gemacht wurden beseitigt werden.
In all den Jahren, seit dem Unfall arbeitete ich nur sporadisch am Speedster. Zunächst kamen immerwieder andere Fahrzeuge dazwischen, später lies mein Beruf diese zeitintensieve Hobby einfach nicht mehr zu. Im Jahr 2008 stellte ich den Wiederaufbau vollkommen ein und verkaufte die Einzelteile. Als Errinnerung bleibt eine coole Zeit mit dem Wagen und viel Spaß und lehrreiches beim Bau.