Tobis Heckflosse
Die Mercedes-Benz Baureihe W111 wurde von 1959-1968 gebaut. Sie fiel vor allem durch die Verwendung von amerikanischen Stilelementen auf. So verfügen diese Wagen über die damals typische Trapezlinie, Panoramascheiben vorn und hinten, üppigen Chromschmuck und natürlich Heckflossen. Letzteres Stilmittel sorgte auch dafür, daß der Volksmund schnell den Typ als "Heckflossen - Mercedes" bezeichnete.
Erwähnenswert ist bei dieser Baureihe, daß dies der erste Mercedes mit Sicherheits-Fahrgastzelle und Knautschzonen an Front und Heck war.
Das abgebildete Modell ist ein "220Sb" aus dem Jahre 1964. Das "b" in der Typbezeichnung diente der Unterscheidung mit dem Vorgängermodell, denn auch vom "Ponton - Mercedes" gab es einen 220S. Das kleine b findet sich aber nicht in der Typbezeichnung auf dem Heckdeckel.
Gekauft habe ich diesen Wagen im April 2000 um mir damit einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen. Bisher habe ich den Wagen als voll alltagstaugliches Fahrzeug erlebt, das aufgrund seiner Fahrleistungen auch noch problemlos im heutigen Verkehr mithalten kann. Für den ständigen Einsatz ist mir der Wagen jedoch zu schade, und so wird er nur an schönen Tagen für Spaßtouren benutzt. Wirklich praktisch ist der riesige Kofferraum, der 8 Kästen Wasser schafft und Kombis überflüssig macht. Für die Unterhaltung während der Fahrt dient ein "Becker Grand Prix" Radio mit automatischem Sendersuchlauf und einer elektrischen Antenne.
Im Sommer wirken sich die steil stehenden Scheiben positiv aus. Der Wagen heizt sich deutlich weniger auf als moderne Autos und man kommt auch dann noch ohne Klimaanlage aus, wenn andere diese schon einschalten müssen. Drehbare Dreiecksfenster an den Vordertüren sorgen für eine zugfreie Belüftung.
Auch im Winter springt der Wagen problemlos an und verwöhnt die Insassen schon kurz nach dem Start mit molliger Wärme. Trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt fährt der Wagen absolut problemlos.
Hier ein paar Daten zum Fahrzeug:
Modell: | 220 SBaujahr: 1964 |
Zylinder: | 6 |
Hubraum: | 2195 ccm |
Leistung: | 110 PS bei 5000/min |
Drehmoment: | 175 Nm bei 3500/min |
Schaltung: | Lenkradschaltung, 4 Gang-Getriebe (synchronisiert) |
L x B x H: | 4875 x 1795 x 1500 mm |
Höchstgeschwindigkeit: | 165 km/ h |
Beschleunigung: | 0-100: 15 sec |
FAQs zur Heckflosse
Die meist gestellte Frage die mir interessierte Mitmenschen stellen, ist nach dem Aufwand so ein Fahrzeug zu betreiben. Daher nutze ich diese Gelegenheit, alle Interessierten zu überzeugen, daß es die Anstrengungen Wert ist.
Anschaffung:
Man findet Angebote für solche Fahrzeuge in der Zeitschrift Oldtimer-Markt oder im Internet unter den Links, die ich unten angegeben habe. Anschaffungskosten liegen je nach Zustand zwischen 12 und 20 kDM. Hier lohnt es sich beim Kauf mehr auszugeben um nachher weniger in die Instandsetzung zu investieren.
Fixe Kosten:
Am günstigsten ist es, wenn der Wagen als Oldtimer zugelassen ist. Dazu geht man in den alten Bundesländern zum TÜV, in den neuen Ländern zu DEKRA. Dort prüft man, ob der Wagen im Originalzustand ist. Damals gebräuchliches Zubehör ist OK. Nicht OK sind z.B. Sidepipes, nicht angemessene Bereifung. Besteht der Wagen diesen Test, bekommt man ein Gutachten nach §31c der StVZO. Mit diesem Gutachten kann man bei dem Straßenverkehrsamt eine Oldtimerzulassung beantragen. Geschieht dies erfolgreich, bekommt man ein "H-Kennzeichen".
Von nun an zahlt man nur noch 375,- DM p.a. Steuer pauschal, unabhängig vom Hubraum. Man kann das ganze Jahr hindurch fahren.
Auch Versicherungen bieten spezielle Oldtimer-Tarife an. Haftpflicht gibt es z.B. schon ab 250,- DM p.a. Mit H-Kennzeichen muß man nicht mehr zur Abgasuntersuchung.
In der Kalkulation sollte man noch einen Stellplatz berücksichtigen.
Unterhalt:
Hauptsächlich braucht er Pflege und Zeit. Das ist ohne Zweifel der Hauptanteil. Beim Heckflosser muß man z.B. alle 3000 km ca. 20 Schmiernippel am Fahrwerk mit Fett versorgen.
Auf Platz 2 folgen die Ausgaben für Instandsetzungsarbeiten. Alle Teile, die ich bisher benötigte waren ohne Probleme zu vernünftigen Preisen zu beschaffen. Teile für die Mechanik sind fast alle bei Mercedes oder im Versandhandel zu bekommen. Teuer sind Teile für die Karosserie, z.B. Bleche oder Stoßstangen.
Zu einem weniger wichtigen Posten verkümmert der Kraftstoffverbrauch, der zwar im Vergleich zu modernen Wagen hoch erscheint, aber aufgrund der geringen Laufleistung kaum interessiert. Mein Wagen nimmt sich ca. 12 Liter Super - Plus pro 100 km plus Bleizusatz.
Falsche Vorstellungen:
Achtung! Wer sich Gedanken über eine Anschaffung eines solche Fahrzeugs macht, sollte sich von folgenden falschen Vorstellungen lösen, die ich aus Gesprächen immer wieder heraus höre:
1.) " Das war noch echtes Blech. "
Klar ist das Blech dicker bei alten Autos. Deshalb sind die Karosserien jedoch nicht stabiler. Auch ist das Blech schlechter gegen Korrosion geschützt. Rostnester wurden oft ab Werk eingebaut (Stichwort: Lampentöpfe). Und Chromstoßstangen verzeihen keine Parkrempler.
2.) " Die alten Autos waren noch viel größer "
Falsch. Die S-Klasse wurde mit jeder Generation größer. Heute geht nichts mehr unter 5m Länge. Auch der Platz im Innenraum wird heute besser ausgenutzt. Nur der Kofferraum ist bei der Flosse gigantisch.
3.) " Mit so einem Auto bekommt man alle Frauen "
Falsch. Nicht Frauen interessieren sich dafür. Es sind immer nur Männer, die mich ansprechen und Infos zum Auto haben wollen.
4.) " Da kann man noch alles selber dran machen "
Kaum! Ich empfehle dringend die Anschaffung eines Werkstatthandbuchs. Trotzdem kann man dann immer noch nicht viel selber machen, denn man braucht für vieles noch Spezialwerkzeug und oft auch hilfsbereite Leute, die sich auskennen (Clubmitgliedschaft!). Sonst ist man mit seinem Latein schneller am Ende, als man denkt.
Interessante Links für Mercedes-Interessierte:
Verein der Heckflossenfreunde http://www.mercedesclubs.de/
Mercedes-Benz Interessengemeinschaft http://www.mbig.de/
Außerdem gut:
http://www.w111.net/
www.heckflosse.de
Autor dieses Textes: Tobi